Die Befürchtung, dass die Stromkosten in diesem Jahr noch steigen werden, ist berechtigt. Grund dafür ist der Krieg zwischen der Ukraine und Russland und dadurch ausgelöste Energiekrise. 2022 werden die Verbraucher wohl noch einmal tiefer in die Tasche greifen müssen. Dabei ist Strom in Deutschland derzeit teurer als sonst wo auf der Welt. Deutsche Haushalte zahlten dabei schon 2021 im Schnitt 31,9 Cent pro Kilowattstunde und Anfang 2022 bereits 34,6 Cent, wenn sie Bestandskunde waren. Bei Neuverträgen, die 2022 noch abgeschlossen werden, ist allerdings davon auszugehen, dass der Preis im Schnitt bei 41 Cent pro Kilowattstunde liegen könnte. Gründe, warum es der Strompreis in den letzten Monaten so in die Höhe geschnellt ist, gibt es viele. Da ist zunächst die recht hohe Nachfrage nach Strom. Diese Nachfrage kommt vor allem aus der Industrie, die nach den Corona-Rückschlägen ihre Kapazitäten nun wieder ausgebaut und die Kurzarbeit zum großen Teil beendet hat. Doch auch bei den Privathaushalten gibt es eine erhöhte Nachfrage, zum Beispiel durch Homeoffice und durch die Anschaffung von Elektrofahrzeugen.
Teure Stromproduktion
Die erhöhte Nachfrage ist jedoch nur ein Faktor, der zu höheren Strompreisen führte in 2022 und noch höheren Kosten führen wird. Ein weiterer Grund für höhere Strompreise ist die Produktion von Strom aus Erdgas. Und Erdgas wird wohl teuer und vielleicht auch rar, weil Russland wegen dem Ukraine-Krieg und den Kontroversen mit dem Westen (EU und NATO) jederzeit die Erdgas-Lieferungen einstellen könnte. Doch auch die Produktion von Strom aus Erdgas an sich ist sehr teuer. Zudem müssen die Gaskraftwerksbetreiber, die den Strom herstellen, durch den Kauf von CO2-Emissionszertifikaten den CO2-Ausstoß kompensieren. Diese Zertifikate gelten als knapp, so dass sich deren Preis in einem Jahr mehr als verdoppelt hat. Und auch um kurzfristig an Strom zu kommen, müssen die Anbieter an der Strombörse immer höhere Preise zahlen, die dann natürlich auf die Verbraucher umgelegt werden.
Weniger Wettbewerb und teure Netzentgelte
Seit der Liberalisierung des Strommarktes stehen die Stromanbieter im Wettbewerb zueinander und buhlen um Kunden. Dies kann aber nur mit einem günstigen Strompreis realisiert werden. Der Wechsel zu einem günstigeren Stromanbieter war früher oft praktiziert. Dieser Mechanismus ist derzeit so gut wie ausgeschaltet. Denn immer weniger Stromanbieter schaffen es ihren Kunden ein günstiges Angebot zu machen. Ein Strompreisvergleich bei cheapenergy24.de zeigt diese fatale Lage. Unter den Stromanbietern gab es bereits erste Insolvenzen. Und andere Stromanbieter nehmen kaum mehr Neukunden an. Belastet werden die Stromanbieter auch durch gestiegene Netzentgelte. Rund ein Viertel des Strompreises, den Kunden an den Stromanbieter zahlen ist von diesem Kostenfaktor bestimmt. Der stetige Ausbau der Netze hat eben seinen Preis. Allgemein ist zu sagen: Die Strompreise werden 2022 wohl noch weiter steigen.
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